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BVCM im neuen SBTi CTI-Standardentwurf – Warum Unternehmen jetzt handeln sollten

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16.4.2025

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Mit der Überarbeitung des SBTi Corporate Net-Zero Standards könnte Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) bald deutlich stärker in den Mittelpunkt der Klimastrategien von Unternehmen rücken. Der neue Entwurf (Version 2.0) des Standards sieht vor, Unternehmen, die sich aktiv um die Minderung von Emissionen außerhalb ihrer Wertschöpfungskette bemühen, explizit anzuerkennen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über das Konzept von BVCM, die relevanten Neuerungen im Standardentwurf und ihre praktische Bedeutung für Unternehmen.

Was ist Beyond Value Chain Mitigation (BVCM)?

BVCM bezeichnet alle Maßnahmen und Investitionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen, die außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette liegen. Dazu gehören sowohl Vermeidungs- als auch Entfernungsmaßnahmen, wie z. B. die Finanzierung von Aufforstungsprojekten, Investitionen in CO2-Abscheidung und -Speicherung (DACCS) oder Unterstützung von Klimaschutzprogrammen in Entwicklungsländern.

Im Gegensatz zur Emissionsminderung im eigenen Scope 1-3 Bereich, geht es bei BVCM also um ein freiwilliges, zusätzliches Engagement für den globalen Klimaschutz. Wichtig: BVCM ersetzt nicht die Pflicht zur Reduktion innerhalb der eigenen SBTs (Science-Based Targets), sondern ergänzt sie.

Quelle: Science Based Target initiative (SBTi)

Neue Rolle von BVCM im SBTi-Standard

Der aktuelle Entwurf der Net-Zero Standard Version 2.0 (März 2025) verändert die Rolle von BVCM grundlegend. Während BVCM bisher "nur" empfohlen wurde, sieht der neue Entwurf vor, dass Unternehmen für glaubhafte und umfassende Klimastrategien auch BVCM-Maßnahmen ergreifen und dies durch den SBTi explizit anerkannt wird.

Unternehmen, die nachweislich in Klimaschutzmaßnahmen außerhalb ihrer Lieferkette investieren, erhalten im neuen Standard mehr Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit.

Warum ist das relevant für Unternehmen?

  1. Wettbewerbsvorteil bei Stakeholdern
    BVCM wird zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal für Investoren, Kund:innen und Geschäftspartner. Wer aktiv Verantwortung übernimmt, zeigt Klima-Führung und Innovationskraft.
  2. Früher Einstieg schafft Erfahrungswerte
    Der Umgang mit freiwilligen Klimaschutzmaßnahmen außerhalb der Wertschöpfungskette kann komplex sein (z. B. Auswahl geeigneter Projekte, Nachweis der Wirkung). Unternehmen, die sich frühzeitig mit BVCM befassen, schaffen sich einen operativen Vorsprung.
  3. Beitrag zur Schließung der Emissionslücke
    Selbst wenn alle Unternehmen ihre SBTs einhalten, reicht das global nicht aus, um die 1,5°C-Grenze einzuhalten. BVCM ermöglicht es Unternehmen, darüber hinaus zur Minderung der weltweiten Emissionen beizutragen.

Begriffsübersicht nach SBTi

m die Rolle von Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) im Kontext einer unternehmerischen Klimastrategie richtig einordnen zu können, ist ein klares Begriffsverständnis zentral. Die nebenstehende Tabelle zeigt die wichtigsten Konzepte im Rahmen der Net-Zero-Strategien, wie sie vom SBTi definiert werden.

Begriff Kurzdefinition
Abatement Vermeidung oder Reduktion von Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette.
Neutralization Ausgleich verbleibender Emissionen durch dauerhafte CO₂-Entfernung.
Removals Physische CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre, z. B. durch DAC oder Aufforstung.
BVCM Klimaschutzmaßnahmen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette.

Abatement beschreibt alle direkten Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion von Emissionen innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette – also das klassische „Dekarbonisieren“ von Scope 1–3.

Neutralization greift erst zum Zeitpunkt der Net-Zero-Zielerreichung und meint die Kompensation unvermeidbarer Restemissionen durch dauerhafte CO₂-Entnahmen.

Removals sind physische Maßnahmen zur CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre und bilden die Grundlage für Neutralisierungsstrategien – sie können innerhalb oder außerhalb der Wertschöpfungskette erfolgen.

BVCM geht über all das hinaus: Es umfasst freiwillige Maßnahmen, die nicht dem Zweck dienen, eigene Emissionen zu kompensieren, sondern darauf abzielen, darüber hinaus zur globalen Emissionsminderung beizutragen – etwa durch Investitionen in Klimaschutzprojekte, Carbon Removal oder naturbasierte Lösungen.

Fazit & Empfehlung

BVCM gewinnt durch den neuen Standardentwurf des SBTi an strategischer Relevanz. Unternehmen, die ihre Klimastrategie zukunftssicher aufstellen möchten, sollten BVCM nicht länger als freiwillige Randnotiz behandeln, sondern systematisch in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integrieren. Wir empfehlen, schon jetzt geeignete Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren und glaubwürdige Wirkungsketten aufzubauen.

Sie möchten Ihre Klimastrategie um glaubhafte BVCM-Maßnahmen erweitern? Sprechen Sie uns gerne an – wir unterstützen Sie bei der Auswahl, Bewertung und Kommunikation Ihrer Klimawirkung jenseits der Wertschöpfungskette.

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BVCM im neuen SBTi CTI-Standardentwurf – Warum Unternehmen jetzt handeln sollten

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16.4.2025

Mit der Überarbeitung des SBTi Corporate Net-Zero Standards könnte Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) bald deutlich stärker in den Mittelpunkt der Klimastrategien von Unternehmen rücken. Der neue Entwurf (Version 2.0) des Standards sieht vor, Unternehmen, die sich aktiv um die Minderung von Emissionen außerhalb ihrer Wertschöpfungskette bemühen, explizit anzuerkennen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über das Konzept von BVCM, die relevanten Neuerungen im Standardentwurf und ihre praktische Bedeutung für Unternehmen.

Was ist Beyond Value Chain Mitigation (BVCM)?

BVCM bezeichnet alle Maßnahmen und Investitionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen, die außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette liegen. Dazu gehören sowohl Vermeidungs- als auch Entfernungsmaßnahmen, wie z. B. die Finanzierung von Aufforstungsprojekten, Investitionen in CO2-Abscheidung und -Speicherung (DACCS) oder Unterstützung von Klimaschutzprogrammen in Entwicklungsländern.

Im Gegensatz zur Emissionsminderung im eigenen Scope 1-3 Bereich, geht es bei BVCM also um ein freiwilliges, zusätzliches Engagement für den globalen Klimaschutz. Wichtig: BVCM ersetzt nicht die Pflicht zur Reduktion innerhalb der eigenen SBTs (Science-Based Targets), sondern ergänzt sie.

Quelle: Science Based Target initiative (SBTi)

Neue Rolle von BVCM im SBTi-Standard

Der aktuelle Entwurf der Net-Zero Standard Version 2.0 (März 2025) verändert die Rolle von BVCM grundlegend. Während BVCM bisher "nur" empfohlen wurde, sieht der neue Entwurf vor, dass Unternehmen für glaubhafte und umfassende Klimastrategien auch BVCM-Maßnahmen ergreifen und dies durch den SBTi explizit anerkannt wird.

Unternehmen, die nachweislich in Klimaschutzmaßnahmen außerhalb ihrer Lieferkette investieren, erhalten im neuen Standard mehr Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit.

Warum ist das relevant für Unternehmen?

  1. Wettbewerbsvorteil bei Stakeholdern
    BVCM wird zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal für Investoren, Kund:innen und Geschäftspartner. Wer aktiv Verantwortung übernimmt, zeigt Klima-Führung und Innovationskraft.
  2. Früher Einstieg schafft Erfahrungswerte
    Der Umgang mit freiwilligen Klimaschutzmaßnahmen außerhalb der Wertschöpfungskette kann komplex sein (z. B. Auswahl geeigneter Projekte, Nachweis der Wirkung). Unternehmen, die sich frühzeitig mit BVCM befassen, schaffen sich einen operativen Vorsprung.
  3. Beitrag zur Schließung der Emissionslücke
    Selbst wenn alle Unternehmen ihre SBTs einhalten, reicht das global nicht aus, um die 1,5°C-Grenze einzuhalten. BVCM ermöglicht es Unternehmen, darüber hinaus zur Minderung der weltweiten Emissionen beizutragen.

Begriffsübersicht nach SBTi

m die Rolle von Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) im Kontext einer unternehmerischen Klimastrategie richtig einordnen zu können, ist ein klares Begriffsverständnis zentral. Die nebenstehende Tabelle zeigt die wichtigsten Konzepte im Rahmen der Net-Zero-Strategien, wie sie vom SBTi definiert werden.

Begriff Kurzdefinition
Abatement Vermeidung oder Reduktion von Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette.
Neutralization Ausgleich verbleibender Emissionen durch dauerhafte CO₂-Entfernung.
Removals Physische CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre, z. B. durch DAC oder Aufforstung.
BVCM Klimaschutzmaßnahmen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette.

Abatement beschreibt alle direkten Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion von Emissionen innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette – also das klassische „Dekarbonisieren“ von Scope 1–3.

Neutralization greift erst zum Zeitpunkt der Net-Zero-Zielerreichung und meint die Kompensation unvermeidbarer Restemissionen durch dauerhafte CO₂-Entnahmen.

Removals sind physische Maßnahmen zur CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre und bilden die Grundlage für Neutralisierungsstrategien – sie können innerhalb oder außerhalb der Wertschöpfungskette erfolgen.

BVCM geht über all das hinaus: Es umfasst freiwillige Maßnahmen, die nicht dem Zweck dienen, eigene Emissionen zu kompensieren, sondern darauf abzielen, darüber hinaus zur globalen Emissionsminderung beizutragen – etwa durch Investitionen in Klimaschutzprojekte, Carbon Removal oder naturbasierte Lösungen.

Fazit & Empfehlung

BVCM gewinnt durch den neuen Standardentwurf des SBTi an strategischer Relevanz. Unternehmen, die ihre Klimastrategie zukunftssicher aufstellen möchten, sollten BVCM nicht länger als freiwillige Randnotiz behandeln, sondern systematisch in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integrieren. Wir empfehlen, schon jetzt geeignete Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren und glaubwürdige Wirkungsketten aufzubauen.

Sie möchten Ihre Klimastrategie um glaubhafte BVCM-Maßnahmen erweitern? Sprechen Sie uns gerne an – wir unterstützen Sie bei der Auswahl, Bewertung und Kommunikation Ihrer Klimawirkung jenseits der Wertschöpfungskette.

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