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VSME-Standard: Eine strategische Chance für KMU in Zeiten regulatorischer Neuausrichtung

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27.3.2025

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Der VSME-Standard: Musterbeispiel für die EU-Simplifizierung?

Mit dem Omnibus-Vorschlag der EU-Kommission vom Februar 2025 deutet sich eine deutliche Einschränkung des Anwendungsbereichs der CSRD an. Künftig sollen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden zur Berichterstattung nach ESRS verpflichtet sein. Für viele KMU entfällt damit die formale Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Doch gerade hier setzt der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) an: Ein freiwilliger, vereinfachter Rahmen für Unternehmen, die Transparenz schaffen wollen – sei es gegenüber Kunden, Banken, Investoren oder in der Lieferkette.

Was der VSME-Standard bietet

Der von der EFRAG entwickelte VSME-Standard besteht aus zwei modularen Berichtsbausteinen:

  • Basis-Modul (Basic Module): Enthält grundlegende Offenlegungspflichten zu ESG-Themen, darunter Unternehmensprofil, Umwelt- und Sozialkennzahlen sowie grundlegende Angaben zur Unternehmensethik.
  • Erweiterungs-Modul (Comprehensive Module): Umfasst vertiefende Angaben zu Klimaübergängen, menschenrechtlicher Sorgfalt, Klimarisiken, Diversität sowie Nachhaltigkeitsstrategien auf Managementebene.

Im Gegensatz zu den ESRS basiert der VSME nicht auf einer verpflichtenden doppelten Wesentlichkeitsanalyse (DWA), sondern folgt dem "If Applicable"-Prinzip: Berichtet wird, was für das Unternehmen relevant ist. Dennoch empfehlen wir, eine strukturierte Wesentlichkeitsanalyse durchzuführen, um fundierte Entscheidungen über Relevanz zu treffen und die eigene ESG-Kommunikation strategisch aufzubauen.

Warum eine freiwillige Umsetzung strategisch sinnvoll ist

Trotz entfallender Berichtspflichten bleibt der Erwartungsdruck entlang der Lieferkette und seitens Finanzierungsgeber bestehen. Der VSME-Standard erlaubt es KMU, diesen Erwartungen proaktiv zu begegnen:

  • Erfüllung indirekter Anforderungen aus Lieferketten durch strukturierte ESG-Offenlegung (Value Chain Cap)
  • Attraktivität gegenüber Banken und Investoren, die zunehmend ESG-Daten einfordern
  • Risikovorsorge und Chancenmanagement durch strukturierte ESG-Analyse
  • Effizienzgewinn durch frühzeitige Integration der Berichterstattung in Unternehmensprozesse

Fazit: Der VSME kann als "Mini-ESRS" verstanden werden – mit geringerer Komplexität, aber hoher strategischer Relevanz.

Der Weg zur Umsetzung: Wesentlichkeit bewerten & Mapping

Auch wenn die DWA im VSME nicht vorgeschrieben ist, empfehlen unsere Expertinnen und Experten KMU dringend die Durchführung einer gezielten doppelten Wesentlichkeitssnalyse mit folgenden Zielen:

  • Identifikation von nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs)
  • Bewertung entlang Impact Materiality (gesellschaftliche & ökologische Wirkungen) und Financial Materiality(Auswirkungen auf das Unternehmen)
  • Berücksichtigung interner Perspektiven (Strategie, Management) sowie externer Anforderungen (Stakeholder, Branche)

Sofern materielle Themen bereits im Rahmen einer CSRD-konformen doppelten Wesentlichkeitsanalyse erhoben wurden, empfehlen wir, diese Inhalte auf die Struktur des VSME zu mappen.

Mapping wesentlicher Themen auf VSME-Angabepunkte

Schritt 1: Relevante Themen aus der ESRS-AR16-Liste identifizieren

Basierend auf der Wesentlichkeitsanalyse werden relevante Themen aus der ESRS-Themenarchitektur ausgewählt (z. B. Klimawandel, Biodiversität, Arbeitsstandards).

Schritt 2: Thematische Priorisierung über Branchenkontext, Stakeholder-Erwartungen, Wertschöpfungskette

Beispiel: Ein produzierendes Unternehmen mit energieintensiven Prozessen wird Themen wie Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen und Arbeitssicherheit voraussichtlich priorisieren.

Schritt 3: Matching der Themen auf VSME-Angaben

VSME-Angabe Inhaltlicher Fokus Entsprechende ESRS-Themen
B1: Allgemeine Unternehmensinformationen Rechtsform, Standorte, Geschäftstätigkeit, Organisationsstruktur General Disclosures
B2: Nachhaltigkeitsrichtlinien & Strategien Verantwortlichkeiten, ESG-Ziele, Richtlinien, Steuerung ESRS E1, G1, S1
B3: Energie & Emissionen Direkter und indirekter Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen ESRS E1 (Klimawandel)
B4: Umweltverschmutzung Emissionen in Luft, Wasser und Boden, Umweltmaßnahmen ESRS E2 (Umweltverschmutzung)
B5: Biodiversität Flächenverbrauch, Standorte in Schutzgebieten, Erhaltungsmaßnahmen ESRS E4 (Biologische Vielfalt)
B6: Wasser Wasserverbrauch, Rückführung, Wassermanagement ESRS E3 (Wasser- & Meeresressourcen)
B7: Ressourcennutzung & Abfall Materialeinsatz, Recyclingquote, Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen ESRS E5 (Kreislaufwirtschaft)
B8–B10: Soziales Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit, Weiterbildung & Vergütung ESRS S1–S2 (Eigene Belegschaft & Wertschöpfungskette)
B11: Ethik & Integrität Korruptionsprävention, Compliance-Systeme, Hinweisgebersystem ESRS G1 (Governance & Unternehmensethik)
C3: Klimaziele & Übergänge Strategische Klimaziele, Reduktionspfade, Netto-Null-Ziele ESRS E1 (Strategie & Transformation)
C4: Klimarisiken Physische und transitorische Risiken durch Klimawandel ESRS E1 (Risiken & Chancen)
C6/C7: Menschenrechte Politiken, Prozesse, Verstöße & Abhilfemaßnahmen ESRS S1–S3 (eigene Belegschaft, Lieferkette, betroffene Gruppen)

Schritt 4: Ableitung konkreter Offenlegungsinhalte & Datenerfordernisse

Beispiel: Wird "Treibhausgasemissionen" als wesentlich eingestuft, sind unter VSME B3 folgende Angaben erforderlich:

  • Energieverbrauch (direkt/indirekt)
  • THG-Emissionen in CO2-Äquivalenten (optional: Scope 1 und 2)
  • geplante Reduktionsziele (optional unter C3)

5. Fazit & Ausblick: Freiwilligkeit als strategisches Signal

Der VSME-Standard bietet KMU eine strukturierte, aber schlanke Alternative zur ESRS-Berichterstattung. Er ermöglicht freiwillige Transparenz ohne Überforderung und zeigt Stakeholdern: Nachhaltigkeit wird im Unternehmen ernst genommen.

Five Glaciers Consulting unterstützt Unternehmen dabei,

  • methodisch saubere Wesentlichkeitsanalysen durchzuführen,
  • VSME-konformes Mapping effizient umzusetzen und
  • ESG-Berichte als strategisches Steuerungsinstrument zu etablieren.

Nutzen Sie die Flexibilität des VSME, um Ihre Nachhaltigkeitsstrategie mit Augenmaß, aber Substanz umzusetzen.

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VSME-Standard: Eine strategische Chance für KMU in Zeiten regulatorischer Neuausrichtung

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Inhaltsverzeichnis

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27.3.2025

Der VSME-Standard: Musterbeispiel für die EU-Simplifizierung?

Mit dem Omnibus-Vorschlag der EU-Kommission vom Februar 2025 deutet sich eine deutliche Einschränkung des Anwendungsbereichs der CSRD an. Künftig sollen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden zur Berichterstattung nach ESRS verpflichtet sein. Für viele KMU entfällt damit die formale Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Doch gerade hier setzt der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) an: Ein freiwilliger, vereinfachter Rahmen für Unternehmen, die Transparenz schaffen wollen – sei es gegenüber Kunden, Banken, Investoren oder in der Lieferkette.

Was der VSME-Standard bietet

Der von der EFRAG entwickelte VSME-Standard besteht aus zwei modularen Berichtsbausteinen:

  • Basis-Modul (Basic Module): Enthält grundlegende Offenlegungspflichten zu ESG-Themen, darunter Unternehmensprofil, Umwelt- und Sozialkennzahlen sowie grundlegende Angaben zur Unternehmensethik.
  • Erweiterungs-Modul (Comprehensive Module): Umfasst vertiefende Angaben zu Klimaübergängen, menschenrechtlicher Sorgfalt, Klimarisiken, Diversität sowie Nachhaltigkeitsstrategien auf Managementebene.

Im Gegensatz zu den ESRS basiert der VSME nicht auf einer verpflichtenden doppelten Wesentlichkeitsanalyse (DWA), sondern folgt dem "If Applicable"-Prinzip: Berichtet wird, was für das Unternehmen relevant ist. Dennoch empfehlen wir, eine strukturierte Wesentlichkeitsanalyse durchzuführen, um fundierte Entscheidungen über Relevanz zu treffen und die eigene ESG-Kommunikation strategisch aufzubauen.

Warum eine freiwillige Umsetzung strategisch sinnvoll ist

Trotz entfallender Berichtspflichten bleibt der Erwartungsdruck entlang der Lieferkette und seitens Finanzierungsgeber bestehen. Der VSME-Standard erlaubt es KMU, diesen Erwartungen proaktiv zu begegnen:

  • Erfüllung indirekter Anforderungen aus Lieferketten durch strukturierte ESG-Offenlegung (Value Chain Cap)
  • Attraktivität gegenüber Banken und Investoren, die zunehmend ESG-Daten einfordern
  • Risikovorsorge und Chancenmanagement durch strukturierte ESG-Analyse
  • Effizienzgewinn durch frühzeitige Integration der Berichterstattung in Unternehmensprozesse

Fazit: Der VSME kann als "Mini-ESRS" verstanden werden – mit geringerer Komplexität, aber hoher strategischer Relevanz.

Der Weg zur Umsetzung: Wesentlichkeit bewerten & Mapping

Auch wenn die DWA im VSME nicht vorgeschrieben ist, empfehlen unsere Expertinnen und Experten KMU dringend die Durchführung einer gezielten doppelten Wesentlichkeitssnalyse mit folgenden Zielen:

  • Identifikation von nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs)
  • Bewertung entlang Impact Materiality (gesellschaftliche & ökologische Wirkungen) und Financial Materiality(Auswirkungen auf das Unternehmen)
  • Berücksichtigung interner Perspektiven (Strategie, Management) sowie externer Anforderungen (Stakeholder, Branche)

Sofern materielle Themen bereits im Rahmen einer CSRD-konformen doppelten Wesentlichkeitsanalyse erhoben wurden, empfehlen wir, diese Inhalte auf die Struktur des VSME zu mappen.

Mapping wesentlicher Themen auf VSME-Angabepunkte

Schritt 1: Relevante Themen aus der ESRS-AR16-Liste identifizieren

Basierend auf der Wesentlichkeitsanalyse werden relevante Themen aus der ESRS-Themenarchitektur ausgewählt (z. B. Klimawandel, Biodiversität, Arbeitsstandards).

Schritt 2: Thematische Priorisierung über Branchenkontext, Stakeholder-Erwartungen, Wertschöpfungskette

Beispiel: Ein produzierendes Unternehmen mit energieintensiven Prozessen wird Themen wie Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen und Arbeitssicherheit voraussichtlich priorisieren.

Schritt 3: Matching der Themen auf VSME-Angaben

VSME-Angabe Inhaltlicher Fokus Entsprechende ESRS-Themen
B1: Allgemeine Unternehmensinformationen Rechtsform, Standorte, Geschäftstätigkeit, Organisationsstruktur General Disclosures
B2: Nachhaltigkeitsrichtlinien & Strategien Verantwortlichkeiten, ESG-Ziele, Richtlinien, Steuerung ESRS E1, G1, S1
B3: Energie & Emissionen Direkter und indirekter Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen ESRS E1 (Klimawandel)
B4: Umweltverschmutzung Emissionen in Luft, Wasser und Boden, Umweltmaßnahmen ESRS E2 (Umweltverschmutzung)
B5: Biodiversität Flächenverbrauch, Standorte in Schutzgebieten, Erhaltungsmaßnahmen ESRS E4 (Biologische Vielfalt)
B6: Wasser Wasserverbrauch, Rückführung, Wassermanagement ESRS E3 (Wasser- & Meeresressourcen)
B7: Ressourcennutzung & Abfall Materialeinsatz, Recyclingquote, Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen ESRS E5 (Kreislaufwirtschaft)
B8–B10: Soziales Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit, Weiterbildung & Vergütung ESRS S1–S2 (Eigene Belegschaft & Wertschöpfungskette)
B11: Ethik & Integrität Korruptionsprävention, Compliance-Systeme, Hinweisgebersystem ESRS G1 (Governance & Unternehmensethik)
C3: Klimaziele & Übergänge Strategische Klimaziele, Reduktionspfade, Netto-Null-Ziele ESRS E1 (Strategie & Transformation)
C4: Klimarisiken Physische und transitorische Risiken durch Klimawandel ESRS E1 (Risiken & Chancen)
C6/C7: Menschenrechte Politiken, Prozesse, Verstöße & Abhilfemaßnahmen ESRS S1–S3 (eigene Belegschaft, Lieferkette, betroffene Gruppen)

Schritt 4: Ableitung konkreter Offenlegungsinhalte & Datenerfordernisse

Beispiel: Wird "Treibhausgasemissionen" als wesentlich eingestuft, sind unter VSME B3 folgende Angaben erforderlich:

  • Energieverbrauch (direkt/indirekt)
  • THG-Emissionen in CO2-Äquivalenten (optional: Scope 1 und 2)
  • geplante Reduktionsziele (optional unter C3)

5. Fazit & Ausblick: Freiwilligkeit als strategisches Signal

Der VSME-Standard bietet KMU eine strukturierte, aber schlanke Alternative zur ESRS-Berichterstattung. Er ermöglicht freiwillige Transparenz ohne Überforderung und zeigt Stakeholdern: Nachhaltigkeit wird im Unternehmen ernst genommen.

Five Glaciers Consulting unterstützt Unternehmen dabei,

  • methodisch saubere Wesentlichkeitsanalysen durchzuführen,
  • VSME-konformes Mapping effizient umzusetzen und
  • ESG-Berichte als strategisches Steuerungsinstrument zu etablieren.

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