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ESG-Management in 2025: Orientierungshilfe im Labyrinth der Standards und Initiativen für Unternehmen

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DATUM

28.4.2025

THEMEN

Governance & Regulatorik

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ESG zwischen Pflicht, Freiwilligkeit und Strategie

Das Jahr 2025 markiert einen Wendepunkt in der Landschaft der ESG-Berichterstattung. Die EU hat mit dem sogenannten "Omnibus-Paket" im März 2025 weitreichende Anpassungen an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) beschlossen. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen: Viele von ihnen sind nun formal von der Berichterstattungspflicht ausgenommen. Doch was bedeutet das in der Praxis? Und wie navigiert man als Unternehmen – zwischen regulatorischem Druck, Stakeholder-Erwartungen und Wettbewerbsvorteilen – durch den Dschungel aus ESRS, GRI, IFRS S1/S2, TNFD, CDP, EcoVadis, S&P Global CSA und B Corp?

Dieser Beitrag bietet einen strukturierten Überblick, stellt Unterschiede zwischen gesetzlichen, freiwilligen und bewertungsbasierten Standards heraus – und gibt fundierte Handlungsempfehlungen insbesondere für den deutschen Mittelstand.

Einordnung: Unterschiede von Gesetzliche Pflichten, freiwillige Rahmenwerken und ESG-Ratings

Im ESG-Universum lassen sich drei Gruppen unterscheiden:

  • Pflichtstandards: Insbesondere die ESRS, die Teil der CSRD sind. Sie gelten für große Unternehmen und kapitalmarktorientierte KMU in der EU – aktuell für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden, bald womöglich nur noch ab 1.000 Mitarbeitenden (Omnibus).
  • Freiwillige Rahmenwerke: Etwa GRI, IFRS S1/S2 oder TNFD. Sie dienen der Standardisierung, bieten globale Anschlussfähigkeit und helfen Unternehmen, auch ohne gesetzliche Verpflichtung ESG-relevante Themen strukturiert offenzulegen.
  • Bewertungssysteme & Ratings: CDP, EcoVadis, S&P Global CSA oder B Corp messen die ESG-Leistung auf Basis standardisierter Fragebögen und Vergleichsmetriken – wichtig vor allem für Kunden, Investoren und Geschäftspartner.

Die wichtigsten Standards & Rahmenwerke im Überblick (inkl. Updates 2025)

Standard/Initiative Pflicht / Freiwillig / Rating Berichtsfrequenz Relevante Stakeholdergruppen
ESRSPflicht (CSRD)JährlichEU-Kommission, Investoren, Kunden
VSMEFreiwilligJährlichKunden, Banken, Lieferanten
IFRS S1/S2Freiwillig / MarktgetriebenJährlichInvestoren, Kapitalmärkte
TCFDFreiwillig (abgelöst)Einmalig / jährlichInvestoren, Banken
GRIFreiwilligJährlichStakeholder, NGOs, Öffentlichkeit
DNKFreiwilligJährlichÖffentliche Hand, Kommunen
TNFDFreiwilligJährlichInvestoren, Umweltverbände
CDPRating (Anfragebasiert)JährlichInvestoren, Kunden
EcoVadisRating (Kundennachfrage)2 Monate nach AnfrageKunden, Einkaufsabteilungen
B CorpZertifizierungAlle 3 JahreMitarbeitende, Kunden, Investoren
S&P Global CSARating2-monatige FensterRatingagenturen, Investoren

Deep Dive: Bedeutung für den deutschen Mittelstand

Für mittelständische Unternehmen ergeben sich 2025 neue Spielräume – aber auch neue Herausforderungen:

  • Formale Entpflichtung durch das Omnibus-Paket: Unternehmen unter 1.000 Mitarbeitenden fallen oft nicht mehr unter die CSRD.
  • Faktische Anforderungen steigen: Große Kunden (z. B. OEMs), Banken und Versicherungen verlangen weiterhin strukturierte ESG-Daten – oft orientiert an ESRS oder VSME.
  • Wettbewerbs- und Reputationsdruck nimmt zu: Wer keine ESG-Informationen liefern kann, verliert Aufträge oder Finanzierungsmöglichkeiten.

Empfehlung: KMU sollten VSME als Basis nutzen, kombiniert mit GRI-Elementen für freiwillige Transparenz oder mit CDP/EcoVadis für Kundenanforderungen. Auch eine DNK-Erklärung kann sinnvoll sein – besonders für kommunale oder öffentliche Aufträge.

Empfehlungen: Wie Unternehmen die passende Strategie wählen

Die Auswahl des passenden Rahmens hängt von drei Faktoren ab:

  • Regulatorische Relevanz: Ist das Unternehmen berichtspflichtig? Dann führt kein Weg an den ESRS vorbei.
  • Stakeholder-Erwartungen: Kunden, Investoren, Banken? Prüfen, welche Standards oder Ratings verlangt werden.
  • Ressourcen & Zielbild: Wie viel internes Know-how und Budget ist vorhanden? Welche Nachhaltigkeitsziele verfolgt das Unternehmen selbst?

Typische Konstellationen & Handlungsempfehlungen:

  • Pflichtige Unternehmen (>1.000 MA): Vollständige Umsetzung der ESRS + ergänzend IFRS S2 für internationale Kapitalmarktfähigkeit.
  • Nicht-pflichtige Unternehmen mit großen B2B-Kunden: VSME + EcoVadis oder CDP-Rating für Supply Chain Transparenz.
  • Unternehmen mit öffentlicher Nähe: DNK + GRI zur freiwilligen Offenlegung und Projektteilnahme.
  • Impact-orientierte Unternehmen: B Corp-Zertifizierung zur Positionierung gegenüber Kunden, Talenten und Partnern.

Fazit: Strategisches ESG-Reporting wird zur Norm

Die ESG-Berichtspflichten werden differenzierter – aber nicht weniger relevant. Der Wegfall der CSRD-Pflicht für viele KMU ist kein Freibrief zur Untätigkeit. Im Gegenteil: Wer seine Stakeholder kennt und deren Anforderungen antizipiert, verschafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil. 2025 ist das Jahr, in dem freiwillige ESG-Berichterstattung zur strategischen Unternehmensentwicklung gehört.

Lust auf ein ESG-Strategiegespräch? Wir helfen Ihnen, den passenden Weg zu finden – abgestimmt auf Ihre Stakeholder, Ihre Branche und Ihre Ressourcen. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch.

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ESG-Management in 2025: Orientierungshilfe im Labyrinth der Standards und Initiativen für Unternehmen

Governance & Regulatorik

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28.4.2025

ESG zwischen Pflicht, Freiwilligkeit und Strategie

Das Jahr 2025 markiert einen Wendepunkt in der Landschaft der ESG-Berichterstattung. Die EU hat mit dem sogenannten "Omnibus-Paket" im März 2025 weitreichende Anpassungen an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) beschlossen. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen: Viele von ihnen sind nun formal von der Berichterstattungspflicht ausgenommen. Doch was bedeutet das in der Praxis? Und wie navigiert man als Unternehmen – zwischen regulatorischem Druck, Stakeholder-Erwartungen und Wettbewerbsvorteilen – durch den Dschungel aus ESRS, GRI, IFRS S1/S2, TNFD, CDP, EcoVadis, S&P Global CSA und B Corp?

Dieser Beitrag bietet einen strukturierten Überblick, stellt Unterschiede zwischen gesetzlichen, freiwilligen und bewertungsbasierten Standards heraus – und gibt fundierte Handlungsempfehlungen insbesondere für den deutschen Mittelstand.

Einordnung: Unterschiede von Gesetzliche Pflichten, freiwillige Rahmenwerken und ESG-Ratings

Im ESG-Universum lassen sich drei Gruppen unterscheiden:

  • Pflichtstandards: Insbesondere die ESRS, die Teil der CSRD sind. Sie gelten für große Unternehmen und kapitalmarktorientierte KMU in der EU – aktuell für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden, bald womöglich nur noch ab 1.000 Mitarbeitenden (Omnibus).
  • Freiwillige Rahmenwerke: Etwa GRI, IFRS S1/S2 oder TNFD. Sie dienen der Standardisierung, bieten globale Anschlussfähigkeit und helfen Unternehmen, auch ohne gesetzliche Verpflichtung ESG-relevante Themen strukturiert offenzulegen.
  • Bewertungssysteme & Ratings: CDP, EcoVadis, S&P Global CSA oder B Corp messen die ESG-Leistung auf Basis standardisierter Fragebögen und Vergleichsmetriken – wichtig vor allem für Kunden, Investoren und Geschäftspartner.

Die wichtigsten Standards & Rahmenwerke im Überblick (inkl. Updates 2025)

Standard/Initiative Pflicht / Freiwillig / Rating Berichtsfrequenz Relevante Stakeholdergruppen
ESRSPflicht (CSRD)JährlichEU-Kommission, Investoren, Kunden
VSMEFreiwilligJährlichKunden, Banken, Lieferanten
IFRS S1/S2Freiwillig / MarktgetriebenJährlichInvestoren, Kapitalmärkte
TCFDFreiwillig (abgelöst)Einmalig / jährlichInvestoren, Banken
GRIFreiwilligJährlichStakeholder, NGOs, Öffentlichkeit
DNKFreiwilligJährlichÖffentliche Hand, Kommunen
TNFDFreiwilligJährlichInvestoren, Umweltverbände
CDPRating (Anfragebasiert)JährlichInvestoren, Kunden
EcoVadisRating (Kundennachfrage)2 Monate nach AnfrageKunden, Einkaufsabteilungen
B CorpZertifizierungAlle 3 JahreMitarbeitende, Kunden, Investoren
S&P Global CSARating2-monatige FensterRatingagenturen, Investoren

Deep Dive: Bedeutung für den deutschen Mittelstand

Für mittelständische Unternehmen ergeben sich 2025 neue Spielräume – aber auch neue Herausforderungen:

  • Formale Entpflichtung durch das Omnibus-Paket: Unternehmen unter 1.000 Mitarbeitenden fallen oft nicht mehr unter die CSRD.
  • Faktische Anforderungen steigen: Große Kunden (z. B. OEMs), Banken und Versicherungen verlangen weiterhin strukturierte ESG-Daten – oft orientiert an ESRS oder VSME.
  • Wettbewerbs- und Reputationsdruck nimmt zu: Wer keine ESG-Informationen liefern kann, verliert Aufträge oder Finanzierungsmöglichkeiten.

Empfehlung: KMU sollten VSME als Basis nutzen, kombiniert mit GRI-Elementen für freiwillige Transparenz oder mit CDP/EcoVadis für Kundenanforderungen. Auch eine DNK-Erklärung kann sinnvoll sein – besonders für kommunale oder öffentliche Aufträge.

Empfehlungen: Wie Unternehmen die passende Strategie wählen

Die Auswahl des passenden Rahmens hängt von drei Faktoren ab:

  • Regulatorische Relevanz: Ist das Unternehmen berichtspflichtig? Dann führt kein Weg an den ESRS vorbei.
  • Stakeholder-Erwartungen: Kunden, Investoren, Banken? Prüfen, welche Standards oder Ratings verlangt werden.
  • Ressourcen & Zielbild: Wie viel internes Know-how und Budget ist vorhanden? Welche Nachhaltigkeitsziele verfolgt das Unternehmen selbst?

Typische Konstellationen & Handlungsempfehlungen:

  • Pflichtige Unternehmen (>1.000 MA): Vollständige Umsetzung der ESRS + ergänzend IFRS S2 für internationale Kapitalmarktfähigkeit.
  • Nicht-pflichtige Unternehmen mit großen B2B-Kunden: VSME + EcoVadis oder CDP-Rating für Supply Chain Transparenz.
  • Unternehmen mit öffentlicher Nähe: DNK + GRI zur freiwilligen Offenlegung und Projektteilnahme.
  • Impact-orientierte Unternehmen: B Corp-Zertifizierung zur Positionierung gegenüber Kunden, Talenten und Partnern.

Fazit: Strategisches ESG-Reporting wird zur Norm

Die ESG-Berichtspflichten werden differenzierter – aber nicht weniger relevant. Der Wegfall der CSRD-Pflicht für viele KMU ist kein Freibrief zur Untätigkeit. Im Gegenteil: Wer seine Stakeholder kennt und deren Anforderungen antizipiert, verschafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil. 2025 ist das Jahr, in dem freiwillige ESG-Berichterstattung zur strategischen Unternehmensentwicklung gehört.

Lust auf ein ESG-Strategiegespräch? Wir helfen Ihnen, den passenden Weg zu finden – abgestimmt auf Ihre Stakeholder, Ihre Branche und Ihre Ressourcen. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch.

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