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Herkunftsnachweise als Teil der Klimastrategie: Ein Erfahrungsbericht über Anforderungen, Verifizierung und Tipps aus der Praxis

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24.4.2025

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In der Diskussion um Dekarbonisierung gelten Herkunftsnachweise – egal ob für Ökostrom oder Biomethan – längst als fester Bestandteil professioneller Klimastrategien. Doch wer denkt, dass der bloße Kauf eines Zertifikats automatisch zu glaubwürdiger Nachhaltigkeit führt, irrt. In unseren Projekten mit Kunden, Auditoren und Zertifikatsanbietern haben wir erlebt: Die Anforderungen an eine verlässliche Nutzung von EACs, GOs oder RGGOs sind hoch – und werden nicht selten unterschätzt.

Herkunftsnachweise: Ein Instrument zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Ob Guarantee of Origin (GO) in der EU, Renewable Energy Certificate (REC) in den USA oder Renewable Gas Guarantees of Origin (RGGOs) für Biogas – alle diese Zertifikate verfolgen ein Ziel: Den erneuerbaren Ursprung einer Energieeinheit transparent und eindeutig zu dokumentieren. Sie sind essenziell, um innerhalb gängiger Reporting-Standards wie dem GHG Protocol, CDP oder SBTi glaubhaft Scope-2-Emissionen zu reduzieren oder Substitutionen fossiler Energie darzustellen.

Dabei werden Herkunftsnachweise auch im Kontext neuer Regulierungsentwürfe wie dem angekündigten SBTi Net-Zero-Standard V2 weiterentwickelt. Der neue Entwurf sieht vor, Herkunftsnachweise nicht nur als Instrument für marktbasierte Scope-2-Ziele zuzulassen, sondern unter bestimmten Bedingungen auch als temporäre Maßnahme in Scope 3 – etwa wenn Emissionsquellen in der Lieferkette nicht direkt beeinflussbar oder rückverfolgbar sind. Entscheidend ist: Die verwendeten EACs müssen zur eigenen Wertschöpfungskette passen und künftig strengeren Kriterien genügen, etwa in Bezug auf geografische Nähe und zeitliche Korrelation.

Aus der Praxis: Was bei der Nutzung von Herkunftsnachweisen oft übersehen wird

Wir haben in der Zusammenarbeit mit Auditoren und sowie Registerstellen immer wieder vier zentrale Punkte identifiziert, die in der Praxis entscheidend sind – aber oft vernachlässigt werden:

  1. Technische Anwendbarkeit: Die Energieform (z. B. Biomethan) muss in den eigenen Anlagen auch tatsächlich genutzt werden können.
  2. Marktzugang: Die Zertifikate müssen aus Regionen stammen, die physisch mit dem eigenen Standort verbunden sind.
  3. Aktualität: Zertifikate müssen dem gleichen Berichtsjahr wie der Verbrauch zugeordnet sein.
  4. Entwertungspflicht: Nur entwertete Zertifikate gelten als verbraucht – ohne dokumentierte Stilllegung kein Anrechnungswert.
4 Tipps aus der Praxis - EAC-Verifizierung für CCF

Tipps für Unternehmen – so gelingt der sichere Umgang mit EACs & Co.

Wer auf Herkunftsnachweise setzt, sollte aus diesem Grund insbesondere folgende Punkte im Blick behalten:

  • Vertraglich absichern, dass eine dokumentierte Stilllegung erfolgt – am besten mit Register-ID und Datum.
  • Technische Voraussetzungen prüfen, z. B. ob Biogaszertifikate tatsächlich mit der eigenen Infrastruktur kompatibel sind.
  • Regionale und zeitliche Passung sicherstellen – Herkunft und Nutzungszeitraum müssen zusammenpassen.
  • Nicht nur einkaufen, sondern strategisch denken: EACs sollten in eine konsistente Klimastrategie eingebettet sein – ergänzt durch Effizienzmaßnahmen und, wo möglich, physische Strombezugsmodelle (PPA).

Fazit: Zertifikate mit Substanz statt Symbolik

Herkunftsnachweise können ein wirksames Werkzeug in der Dekarbonisierung sein – wenn sie richtig eingesetzt und sauber dokumentiert werden. Der kommende SBTi-Standard zeigt, dass Qualität, Nachvollziehbarkeit und Kontextanpassung künftig noch wichtiger werden. Unternehmen, die sich jetzt mit den Anforderungen auseinandersetzen und ihre Prozesse professionalisieren, sind klar im Vorteil – sowohl in der Klimabilanz als auch gegenüber Stakeholdern.

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Herkunftsnachweise als Teil der Klimastrategie: Ein Erfahrungsbericht über Anforderungen, Verifizierung und Tipps aus der Praxis

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24.4.2025

In der Diskussion um Dekarbonisierung gelten Herkunftsnachweise – egal ob für Ökostrom oder Biomethan – längst als fester Bestandteil professioneller Klimastrategien. Doch wer denkt, dass der bloße Kauf eines Zertifikats automatisch zu glaubwürdiger Nachhaltigkeit führt, irrt. In unseren Projekten mit Kunden, Auditoren und Zertifikatsanbietern haben wir erlebt: Die Anforderungen an eine verlässliche Nutzung von EACs, GOs oder RGGOs sind hoch – und werden nicht selten unterschätzt.

Herkunftsnachweise: Ein Instrument zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Ob Guarantee of Origin (GO) in der EU, Renewable Energy Certificate (REC) in den USA oder Renewable Gas Guarantees of Origin (RGGOs) für Biogas – alle diese Zertifikate verfolgen ein Ziel: Den erneuerbaren Ursprung einer Energieeinheit transparent und eindeutig zu dokumentieren. Sie sind essenziell, um innerhalb gängiger Reporting-Standards wie dem GHG Protocol, CDP oder SBTi glaubhaft Scope-2-Emissionen zu reduzieren oder Substitutionen fossiler Energie darzustellen.

Dabei werden Herkunftsnachweise auch im Kontext neuer Regulierungsentwürfe wie dem angekündigten SBTi Net-Zero-Standard V2 weiterentwickelt. Der neue Entwurf sieht vor, Herkunftsnachweise nicht nur als Instrument für marktbasierte Scope-2-Ziele zuzulassen, sondern unter bestimmten Bedingungen auch als temporäre Maßnahme in Scope 3 – etwa wenn Emissionsquellen in der Lieferkette nicht direkt beeinflussbar oder rückverfolgbar sind. Entscheidend ist: Die verwendeten EACs müssen zur eigenen Wertschöpfungskette passen und künftig strengeren Kriterien genügen, etwa in Bezug auf geografische Nähe und zeitliche Korrelation.

Aus der Praxis: Was bei der Nutzung von Herkunftsnachweisen oft übersehen wird

Wir haben in der Zusammenarbeit mit Auditoren und sowie Registerstellen immer wieder vier zentrale Punkte identifiziert, die in der Praxis entscheidend sind – aber oft vernachlässigt werden:

  1. Technische Anwendbarkeit: Die Energieform (z. B. Biomethan) muss in den eigenen Anlagen auch tatsächlich genutzt werden können.
  2. Marktzugang: Die Zertifikate müssen aus Regionen stammen, die physisch mit dem eigenen Standort verbunden sind.
  3. Aktualität: Zertifikate müssen dem gleichen Berichtsjahr wie der Verbrauch zugeordnet sein.
  4. Entwertungspflicht: Nur entwertete Zertifikate gelten als verbraucht – ohne dokumentierte Stilllegung kein Anrechnungswert.
4 Tipps aus der Praxis - EAC-Verifizierung für CCF

Tipps für Unternehmen – so gelingt der sichere Umgang mit EACs & Co.

Wer auf Herkunftsnachweise setzt, sollte aus diesem Grund insbesondere folgende Punkte im Blick behalten:

  • Vertraglich absichern, dass eine dokumentierte Stilllegung erfolgt – am besten mit Register-ID und Datum.
  • Technische Voraussetzungen prüfen, z. B. ob Biogaszertifikate tatsächlich mit der eigenen Infrastruktur kompatibel sind.
  • Regionale und zeitliche Passung sicherstellen – Herkunft und Nutzungszeitraum müssen zusammenpassen.
  • Nicht nur einkaufen, sondern strategisch denken: EACs sollten in eine konsistente Klimastrategie eingebettet sein – ergänzt durch Effizienzmaßnahmen und, wo möglich, physische Strombezugsmodelle (PPA).

Fazit: Zertifikate mit Substanz statt Symbolik

Herkunftsnachweise können ein wirksames Werkzeug in der Dekarbonisierung sein – wenn sie richtig eingesetzt und sauber dokumentiert werden. Der kommende SBTi-Standard zeigt, dass Qualität, Nachvollziehbarkeit und Kontextanpassung künftig noch wichtiger werden. Unternehmen, die sich jetzt mit den Anforderungen auseinandersetzen und ihre Prozesse professionalisieren, sind klar im Vorteil – sowohl in der Klimabilanz als auch gegenüber Stakeholdern.

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